Australien Reisebericht 1 – Von Melbourne nach Sydney in zwei Wochen

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04. Juni 2019 – Melbourne

Nach knapp vier Stunden Flug von Christchurch nach Melbourne und gefühlten 5 km Fußmarsch durch den Mittelgang kennt uns am Ende das ganze Flugzeug. Wir fallen zum Glück überwiegend positiv auf. Timo flirtet mit den Damen, verteilt High Fives an die Herren und darf sogar mit dem Co-Piloten für ein Foto posieren.

Die Einreise verläuft unproblematisch. Kein vergessenes Obst im Handgepäck, auch sonst deklarieren wir brav alles was Probleme bereiten könnte. Die Aussies scheinen aber um ein Vielfaches entspannter zu sein als die Neuseeländer. „Don’t worry, it’s different here“. Sehr schön!

Da wir den Camper heute nicht mehr abholen können, haben wir für die erste Nacht ein billiges Motel gebucht. Das Zimmer hat etwa den Charme einer Bahnhofstoilette. Aber hey, nach einem Monat auf etwa 5 Quadratmetern freuen wir uns auch mal wieder über etwas mehr Platz. Und Timo ist direkt mal eingepennt nach dem anstrengenden Flug.

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05. Juni 2019 – Melbourne

Am nächsten Morgen nehmen wir uns ein Uber und lassen uns zur Apollo-Vermietstation fahren. Auch hier wieder alles easy. Der Mitarbeiter ist mega freundlich und gibt uns kostenlos noch Tisch, Campingstühle und einen Heizlüfter dazu. Unser Hippie Camper ist etwas rustikaler als unser Jucy Camper in Neuseeland. Aber uns gefällt eigentlich ganz gut, dass er schon ein bisschen runtergerockt ist. Da fährt es sich gleich viel entspannter.

Wieder wollen wir nur eins, raus aus der Großstadt (wobei es rückblickend in Neuseeland so etwas wie eine Großstadt eigentlich gar nicht gab…). Auch wenn Melbourne recht sehenswert sein soll, fahren wir direkt weiter Richtung Great Ocean Road.

Zunächst mal müssen wir uns aber wieder mit Lebensmitteln eindecken. Und oh wie wunderbar, in Australien gibt es sogar Aldi. Da lacht das sparsame Schwabenherz!

Unser Übernachtungsplatz liegt nicht direkt auf dem Weg, dafür ist er mitten im Wald und tadaaaa, wir werden gleich mal von drei Kängurus begrüßt.

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06. Juni 2019 – Great Ocean Road

Am Morgen sind die Kängurus wieder da.

Es geht weiter ans Meer, zur weltberühmten Great Ocean Road. Bei Fairhaven treffen wir auf die Küste. Den ersten Abschnitt, die sogenannte Surf Road, haben wir verpasst, aber jetzt im Winter gibt es ohnehin nicht so viele Beachboys und -girls in Aktion zu sehen. Es nieselt und ist kühl.

Unseren ersten Stopp legen wir am Kennett River ein. Die eigentlichen Stars sind hier die Koalas, aber eine Horde Kakadus, Papageien und Enten stiehlt den süßen Beuteltieren erstmal die Show.

Sieht auf den Bildern aus, als wären wir hier alleine. Aber weit gefehlt. Im 5 Minuten-Takt rollen die Busse an, die Leute steigen aus, werfen mit Futter um sich und lassen sich von den zutraulichen Vögeln auf den Kopf kacken. Wir bekommen noch etwas Futter geschenkt und werden auch direkt belagert.

Nachdem sich der Trubel gelegt hat, können wir uns nun den Koalas widmen. Wir sehen nur einen Einzigen – den vielen Augen um uns herum wäre ein Weiterer sicher nicht entgangen. Er sitzt gemütlich im Baum und mampft Eukalyptusblätter.

Nach unserer Mittagspause fahren wir noch ein Stück weiter nach Skenes Creek. Da es keinen kostenlosen Übernachtungsplatz in der Nähe gibt, bleiben wir auf einem günstigen Campingplatz direkt am Meer.

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07. Juni 2019 – Great Ocean Road

Wir machen uns auf den Weg zum Highlight der Great Ocean Road, den 12 Apostles. Kurz vor dem eigentlichen Parkplatz gibt es einen Lookout und einen rund halbstündigen Trail, der in entgegengesetzter Richtung auf einem Teilstück des 91 km langen Great Ocean Walk verläuft. Das schöne an dieser Wanderung: außer uns ist niemand unterwegs.

Vom ersten Aussichtspunkt kann man schon ein paar der Aposteln sehen.

Auf dem Weg zum 12 Apostles Lookback bemerken wir, dass wir doch nicht ganz alleine sind. Wir werden von einer Herde Kängurus begleitet.

Am Ziel angekommen sieht man von den Felsformationen auch nicht wirklich mehr als vom ersten Viewpoint, aber die Aussicht ist trotzdem gigantisch.

Im Anschluss fahren wir weiter zum Hauptparkplatz, von wo aus Busladungen von Touristen zu den Aussichtsplattformen strömen.

Trotz ihres Namens bestand die Formation der 12 Apostles immer schon nur aus neun Felsen. Nachdem 2005 einer der Aposteln aufgrund des natürlichen Erosionsprozesses an der Basis in sich zusammenstürzte, waren es nur noch acht Felssäulen.

Instagram vs. Reality

Der Trubel ist uns zu groß, wir treten den Rückzug an und machen auf den restlichen Kilometern der Great Asian… pardon, Great Ocean Road auch keinen weiteren Stopp mehr, auch wenn es hier noch weitere Felsformationen zu sehen gibt. Vom ständigen Rein und Raus aus dem Auto sind die Twins nörgelig und der Tag ist auch im Nu verflogen. So lassen wir „The London Bridge“, „The Grotto“ und wie sie alle heißen links liegen (man kann sie von der Straße aus sehen) und fahren zu unserem kostenlosen Campground an einem kleinen Badesee.

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08. Juni 2019 – Grampians Nationalpark

Unser nächstes Ziel ist der Grampians Nationalpark. Da es hier nur gebührenpflichtige Campingplätze gibt suchen wir uns den mit den besten Bewertungen und dem besten Preis-Leistungsverhältnis aus. Wir kommen um die Mittagszeit an und lassen die Kinder noch eine Weile spielen, bevor wir zu einer Wanderung aufbrechen. Als wir am Einstiegspunkt für den Wonderland Loop ankommen, haben wir bereits 3,6 km zurückgelegt und es ist schon fast 15:00 Uhr. Bei angegebenen zweieinhalb Stunden für den Rundweg sollte es noch machbar sein, vor Einbruch der Dunkelheit wieder am Campground zu sein. Unsere innere Gelassenheit sollte uns später noch beinahe zum Verhängnis werden…

Der Weg führt zunächst zu den Venus Baths und dann weiter zur Grand Canyon Silent Street. Hier gibt es einen Wanderparkplatz, was die zunehmende Anzahl an Wanderern erklärt.

Dann erreichen wir den Pinnacle Lookout. Die Aussicht ist der Wahnsinn.

Als wir uns an den Abstieg machen, liegen wir noch gut in der Zeit. Doch dann finden wir plötzlich keine Wegmarkierungen mehr. Wir suchen kreuz und quer, gehen nochmal zum letzten Marker zurück, versuchen es erneut. Wieder finden wir keine Markierung. Die Minuten vergehen und wir irren orientierungslos auf dem Berg herum. Als wir uns schließlich entscheiden, den Weg zurück zu gehen bis zum nächsten Parkplatz, um von dort aus die Straße entlang zu laufen, finden wir doch noch den richtigen Track. Wir geben Gas, unser Fehler hat uns viel Zeit gekostet. Der Abstieg erscheint endlos. Immer noch fehlen uns etliche Höhenmeter, die Sonne ist bereits untergegangen und der Mond steht schon am Himmel. Im allerletzten Tageslicht erreichen wir das Tal. Es ist 18:00 Uhr. Da haben wir gerade nochmal Glück gehabt. Trotzdem liegt vor uns immer noch der Weg zum Campingplatz, weitere 3,6 km. In einem kleinen Supermarkt kaufen wir Banane und Waffeln für die Kinder, um sie weiter bei Laune zu halten. Als wir schließlich unser Ziel erreichen, sind nun also dank einer Portion Unvernunft gepaart mit schlechter Organisation aus den geplanten 9,5 km mal eben 17 km inklusive unfreiwilliger Nachtwanderung geworden. Fix und fertig fallen wir nach einer notwendigen Dusche ins Bett.

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09. Juni 2019 – Grampians bis Ballarat

Es geht wieder Richtung Melbourne. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir unseren kostenlosen Campground im Wald. Wir staunen nicht schlecht, als der Platz am Slaty Creek gut gefüllt ist. Auch hier ist langes Pfingstwochenende und wie man sieht, sind die Australier gerne draußen. Ein Großteil der Camper ist hier, um nach Gold zu suchen. Einer der Goldgräber erzählt uns, dass eine Spaziergängerin erst kürzlich einen 300 Dollar-Goldnugget gefunden hat, einfach so im Vorbeigehen. Wir drücken den Kids Eimer und Schaufel in die Hand, die finden sich sonst ständig irgendwelche komischen Sachen. Da Kleinkinder aber ja bekanntlich nie das tun, was man von ihnen möchte, bleibt der erhoffte Reichtum leider aus.

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10. Juni 2019 – Melbourne

Schon am zweiten Tag in unserem Hippie hat das in die Jahre gekommenen Ausziehbrett der unteren Schlaffläche seinen Dienst quittiert und ist einfach unter Philip zusammengebrochen (vielleicht lag es auch am vielen Junkfood der vergangenen Tage…). Jedenfalls wollte sich die Campervermietung um eine schnelle Reparatur kümmern, wofür Melbourne als Anlaufstation am Besten geeignet schien. Dank der Feiertage ist aber immer noch nichts organisiert. Wir verbringen also lediglich die Nacht auf einem Campingplatz in Melbourne, um uns dann auf den Weg Richtung Ostküste zu machen. Das Bett ist zum Glück noch benutzbar und Apollo verspricht, dass sie sich komplett nach uns richten werden was die Reparatur angeht.

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11. Juni 2019 – Melbourne bis Boolarra

Am Morgen kommt der Anruf von Apollo. Ob wir doch zur Vermietstation kommen könnten fragen sie. Wir sind zwar schon deutlich im Osten von Melbourne und ca. 40 Minuten entfernt, fahren aber trotzdem nochmal zurück. Nach einer knappen Stunde ist das kaputte Bettbrett „repariert“.

Wir starten also nochmal Richtung Ostküste. Es ist sehr viel Verkehr in Melbourne und wir brauchen ewig, um aus der Stadt raus zu kommen. Nach fast drei Stunden halten wir am Boolarra Club Hotel in Boolarra. Man kann hier kostenlos auf einer großen Wiese campen. Es gibt sogar Toiletten und Duschen und einen eingezäunten Spielplatz. Die Chance nutzen wir, um endlich mal „in Ruhe“ ein Bierchen zu trinken. (Wir haben zwischenzeitlich eine Drohne gekauft, die wir schon in Neuseeland gerne gehabt hätten).

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12. Juni 2019 – Bairnsdaile / Pettman’s Beach

Die Freude über unser repariertes Bett währt genau eine Nacht. Das Brett scheint zwar unglaublicherweise recht stabil zu sein, aber als wir am nächsten Tag aufbrechen wollen, lässt sich das Bett nicht mehr zurückschieben. Bei der Reparatur wurden gut gemeint neue Schrauben ins Brett gedreht, das Ganze damit jedoch leider verschlimmbessert. Der Ausziehmechanismus ist blockiert. Da wir das Problem mangels Werkzeug nicht alleine beheben können, schickt uns Apollo in die nächstgelegene, naja, sagen wir mal „Werkstatt“ in der Nähe des Städtchens Bairnsdaile. Auf einer Art Aussiedlerhof empfängt uns ein netter älterer Herr. Sowohl er als auch seine Werkstatt haben die besten Tage wohl lange hinter sich. Doch er weiß Bescheid und macht sich gleich ans Werk.

Nach etwa zwei Stunden ist alles erledigt und wir fahren weiter zum wunderschönen Pettman’s Beach, wo wir auch die Nacht verbringen. Schon fast angekommen stellen wir fest, dass wir im letzten Ort vergessen haben zu tanken. Die nächste Tankstelle liegt leider so gar nicht auf dem Weg und ist sowieso viel zu weit weg. Wird schon reichen, denken wir uns, und fahren die knapp 30 km Umweg zu unserem Übernachtungsplatz.

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13. Juni 2019 – Cann River / Scrubby Creek

In der Nacht hat es wieder geregnet. Ab in den Norden, der Sonne hinterher (klingt komisch, ist aber so). Wir fahren also mit unserem leeren Tank los und bangen weiterhin, dass es bis zur Tankstelle reicht. Wir müssen erst mal 15 Kilometer Sand- und Schotterpiste bis zur Hauptstraße fahren. Wirklich beunruhigt sind wir aber trotz nicht vorhandenem Mobilfunknetz nicht, da die Australier sehr aktiv auf dem UHF-CB-Funk sind und wir ein Funkgerät zum Hilfe rufen dabei haben. Es sind noch 65 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle und unser Tank zeigt beim Losfahren folgendes Bild:

Zu unserer Erleichterung reicht es bis zur nächsten Tankstelle. Als wir am Cann River eine Mittagspause einlegen, zeigt sich der australische Winter wieder von seiner schönen Seite. Und während die Eltern in Ruhe zu Mittag essen …

… nehmen die Twins gemütlich ein Bad

Die kalte Dusche danach ist für alle Beteiligten dann eher ungemütlich, aber leider unvermeidbar.

Trocken und sauber fahren wir noch ein Stück weiter bis zu unserem kostenlosen Übernachtungsplatz am Scrubby Creek.

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14. Juni 2019 – Dalmeny

Trotz der gestrigen Dusche müssen wir heute wieder einen Campingplatz ansteuern, da wir dringend waschen müssen. Der Campground in Dalmeny ist günstig und liegt direkt am Strand.

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15. Juni 2019 – Pebbly Beach

Unser erster Stopp heute ist der Pebbly Beach. Hier soll es zahme Kängurus geben. Und wir werden nicht enttäuscht. Als wir um zehn Uhr ankommen, liegt eine ganze Herde noch faul in der Morgensonne. Schon nach kurzer Zeit nähern sie sich uns immer mehr an. Am Ende lassen sie sich streicheln, posieren bereitwillig für Selfies und schütteln sogar Hände.


Wir verbringen einige Stunden am Strand und fahren schließlich weiter zum Termeil Point, wo es im Wald zwischen zwei Buchten einen schönen Freedom Campground gibt. Der sehr schlechte Weg wird in der Campermate-App als 4WD-Strecke beschrieben, aber unser Hiace schafft es trotz einiger spannender Passagen zum Campground.

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16. Juni 2019 – Kangaroo Valley / Bendeela

Es regnet wieder. Wir gehen einkaufen und machen uns dann direkt auf den Weg zur Bendeela Campingarea, einem großen kostenlosen Campground im Kangaroo Valley.

Wir haben gelesen, dass es hier viele Wombats gibt. Und da das Einzige, das wir bisher gesehen haben, leider platt auf dem Highway lag, wollen wir die Chance nutzen. Und tatsächlich, der Platz ist voller Wombatwürfel (*an dieser Stelle eine kleine Exkursion ins Tierreich: der Kot des Wombats ist aufgrund seiner Darmbeschaffenheit würfelförmig, damit er beim Markieren des Territoriums nicht davonrollt. Not bad, Mutter Natur).

Kaum sind wir angekommen lässt sich schon das erste Wombat blicken. Kurz darauf das zweite, und als wir später ein Stückchen laufen ist plötzlich die ganze Wiese voller Wombats und Kängurus. Die meisten der Tiere sind scheu, aber ein paar lassen sich sogar streicheln.

So ein Wombatbau ist übrigens riesig. Da muss man schon echt auf seine Kinder aufpassen, die fehlen sonst.

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17. Juni 2019 – Sydney

Es geht weiter nach Sydney, rein in die große Stadt. Schönes Wetter haben wir schonmal bestellt. Heute ist es allerdings noch wechselhaft. Wir fahren auf einen Campingplatz im Stadtteil Rockdale. Von hier aus ist das Stadtzentrum gut zu erreichen, außerdem mangelt es an Alternativen.

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18. Juni 2019 – Sydney

Leider hat sich der angekündigte Sonnenschein etwas verschoben, sodass es am nächsten Morgen immer noch regnet. Nachdem der Himmel aufklart, fahren wir mit dem Zug ins Zentrum. Wir bummeln durch den botanischen Garten, schauen uns den Hafen, die Oper und die Harbour Bridge an.

Morgen wollen wir noch zum Bondi Beach. Mehr darüber dann im nächsten Bericht!

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Unser Fazit bis jetzt:

Wir fühlen uns absolut wohl in Australien. Die Aussies sind ultra entspannt, es gibt viele lustige Tiere und dank der vielen Eukalyptusbäume und Lagerfeuer riecht das ganze Land lecker nach Saunaaufguss. Bitte mehr davon!

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